"Für mein Fairphone" mußte niemand sterben, habe ich mal gehört. Angespielt wurde damit auf eine Serie von Selbstmorden im Jahr 2010 bei Foxconn, einem Zulieferer für Apples iPhone in China. An meinem iPhone würde Blut kleben, an seinem Fairphone nicht. Ob das so stimmt? Ich habe mal recherchiert.
Es gab 2010 vierzehn Selbstmorde bei Foxconn. Jeder einzelne Tote ist zuviel, gar keine Frage. Aber man muß die Zahl in Relation zur Anzahl der Beschäftigten setzen, denn Foxconn beschäftigt mehr Mitarbeiter als die meisten deutschen Großstädte Einwohner haben: Im Jahr 2013 sollen es 1,3 Millionen gewesen sein. Andere sagen, es wären 1,4 Millionen. Zum Vergleich: Hamburg, Deutschlands zweitgrößte Stadt, hat 1,8 Millionen Einwohner.
Im Jahr 2012 soll es in Deutschland 9.890 Suicide gegeben haben bei 80,52 Millionen Einwohnern. Das entspricht einer Selbstmordrate von 0,0123%.
In 2010, als die meisten Selbstmorde bei Foxconn in China passierten, war die Selbstmordrate bei Foxconn immer noch geringer als die Selbstmorde von China insgesamt. Es heißt dort, daß in 2010 bei Foxconn in China 800.000 Menschen gearbeitet haben. Die Selbstmordrate bei Foxconn lag also selbst in dieser dunklen Periode bei nur 0,0018%. Bei uns, denen es ja, so sagt man, viel besser ginge, liegt die Selbmordrate also fast 7-mal so hoch wie bei Foxconn.
Und die Selbstmordrate bei Foxconn ist auch niedriger als in jedem der 50 Staaten der USA. Selbst im sonnenverwöhnten Kalifornien bringen sich prozentual fast doppelt so viele Leute um wie bei Foxconn. In diesem Fall wurden sogar nur 400.000 der Foxconn Arbeiter als Basis genommen und ihnen die neun Suicide in den ersten fünf Monaten gegenübergestellt, da der Bericht von Mitte 2010 ist. Das macht die Zahl zwar ungünstig für Foxconn, aber sie liegt trotzdem unter dem US-Wert.
Wenn also die Selbstmordrate unter den iPhone-Schraubern bei Foxconn geringer ist als in China allgemein, geringer ist als in den USA und geringer ist als in Deutschland, was kann das bedeuten? Auf jeden Fall nicht, daß es den Leuten bei Foxconn so schlecht geht, daß sie sich häufiger umbringen würden als anderswo. Mit anderen Worten: Die Presse hat die Selbstmorde bei Foxconn in ein völlig falsches Licht gestellt und aufgebauscht, um mit negativen Artikeln über Apple fett Schlagzeile machen zu können. Und das ist schäbiger Journalismus, und zwar auf Kosten der bedauernswerten Menschen, die sich umbrachten.
Daß es den Leuten, die das Fairphone bauen, besser ginge als denen bei Foxconn, hatte ich ja bereits in Fairphone Fairytale als Märchen entlarvt.
Die 25.000 Fairphones wurden von 100 Leuten innerhalb von 4 Wochen produziert. Das waren einfach zu wenig Menschen und ein zu kurzer Zeitraum, um nach dem chinesischem Durchschnitt mit Suiciden rechnen zu können. Da es den Arbeitern am Fairphone nicht so gut geht wie denen bei Foxconn am iPhone, kann man nur von Glück reden, daß diese kurze Stichprobe so glimpflich abgelaufen ist. Mit 800.000 Arbeitern anstelle von 100 Leuten und einem Jahr anstelle eines Monats können sich Zahlen von unter 1% pro Jahr ja erst auswirken. Am Fairphone arbeiteten einfach zu wenig Leute über eine zu kurze Periode als daß man mit Suiciden dort rechnen müßte. Denn hätte sich auch nur einer dort umgebracht in der Zeit, dann würde das einer Selbstmordrate von 12% pro Jahr entsprechen.
Die internationale Presse verkauft für eine gute Schlagzeile alles, völlig unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Viele Überstunden in China, die bei uns als negativ aufgefaßt werden, sind von den China-Arbeitern gewünscht, um möglichst viel Geld zu verdienen und mitnichten der Grund für Suicide. Im Gegenteil: Die Selbstmordrate bei Foxconn ist deutlich geringer als in China, den USA und in Deutschland.